Die neue ÖBB-Zentrale am Wiener Hauptbahnhof ist fast fertig: Im August wird der Entwickler, die Bank-Austria-Tochter BAI, mit den Baufirmen Östu-Stettin und Habau das Objekt an den neuen Mieter übergeben. „Der Umzug wird ab September erfolgen und ist bis Ende November abgeschlossen", heißt es von den ÖBB. Neben der ÖBB Holding AG samt CEO Christian Kern werden die ÖBB Werbung GmbH, die ÖBB-Personenverkehr AG, die ÖBB Postbus GmbH, Rail Cargo Austria und die ÖBB-Produktion GmbH in die neue Zentrale übersiedeln.

 

Verhandlungen laufen

 

20-jähriger Mietvertrag, Mieter mit der Bonität der Republik, Landmark-Gebäude in Toplage: Diese Merkmale machen das Gebäude für viele Immobilieninvestoren interessant. Doch der Käufer steht bereits fest. Der offene Immobilienfonds Real Invest der Bank Austria führt das „Bürogebäude (Bauprojekt), Gerhard-Bronner-Straße 15" in seiner jüngsten Objektübersicht. „Wir sind derzeit in Verhandlungen, die noch nicht abgeschlossen sind", gibt sich der Fonds auf Anfrage vorsichtig. In einer Fußnote der Objektliste ist jedoch bereits von einem „aufschiebend bedingten Kaufvertrag" die Rede: „Übernahme des Objektes bzw. Kaufpreiszahlung erfolgt nach Fertigstellung", heißt es dort.

 

Mieten statt kaufen

 

Den Kaufpreis für den Büroturm mit 46.000 Quadratmeter Gesamt- und 30.000 Quadratmeter Mietfläche schätzen Experten auf rund 120 Millionen €, in den Bau investierte die BAI 100 Millionen €. Langfristig ist Kaufen auch für Unternehmen oft wirtschaftlicher. Die Bundesbahnen wollten trotzdem mieten, um Baurisiko zu vermeiden und sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren zu können. Die Miethöhe geben die ÖBB nicht an. Durch die Standortkonzentration würden österreichweit Kosten um über fünf Millionen € jährlich gesenkt und Arbeitsabläufe effizienter gestaltet werden. Insgesamt werden 1700 Mitarbeiter in der neuen Zentrale arbeiten.

 

Experte von der Bank

 

Am Areal des Hauptbahnhofes entsteht derzeit auch eine andere Konzernzentrale - die der Ersten Bank. Dass der Bank Austria-Immofonds groß neben dem Mitbewerber einkauft, ist auffällig, zumal die BA demnächst ein ähnliches Großprojekt am Wiener Nordbahnhof entwickelt und auch ihre Zentrale dorthin verlegt. Doch am Erfolg des Hauptbahnhof-Projektes ist die Bank Austria, zumindest was das Fachwissen angeht, nicht unbeteiligt: Herbert Logar, der die beim Projekt federführende ÖBB Immobilienmanagement leitet, war zuvor Geschäftsführer der Real Invest.

 

Österreichs größter Immofonds

 

Der Immofonds Real Invest Austria der Bank Austria ist ein Kleinanlegerprodukt mit stabilen Renditen und ist mit einem Volumen von rund 2,5 Milliarden € der größte offene Immobilienfonds in Österreich. Der Schwerpunkt liegt auf Gewerbe- und Wohnobjekten. Am neuen Wiener Hauptbahnhof erwarb der Fonds bereits den Wohnbau Ecke Sonnwendgasse/Vally-Weigl-Gasse von Entwickler Kallco. Dieser Zukauf dürfte einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag gekostet haben.

 

Ein ähnliches Volumen schätzen Experten bei einem anderen aktuellen Zukauf im Stadtentwicklungsprojekt Eurogate. In Europas größter Passivhaussiedlung wanderte ein Wohnblock zum Fonds.

 

Quelle: immobilien-magazin.at