Wien. Bei Wohnbauprojekten sind Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Zertifizierung noch keine Ausschlusskriterien für Mieter – was zählt, sind Preis und Lage. Auf dem Büromarkt ist das anders, sagen Immobilien- und Bauunternehmer auf Anfrage. „In wenigen Jahren werden Green Buildings am Bürosektor eine hundertprozentige Durchdringungsrate erreichen. Vor allem internationale Konzerne verlangen aufgrund ihrer Firmenstatuten solche Flächen“, sagt Karl Bier, CEO des Immobilienentwicklers UBM. Denn diese würden immer mehr auf das Image achten und sähen ihr Bürohaus als Botschafter der Marke, wie auch Stefan Brezovich, Vorstand des Maklers Örag bestätigt. „Genauso wichtig wie das Image sind aber auch die niedrigeren Betriebskosten“, sagt er. Insgesamt führe bei Büro-Neubauten kein Weg an einer Green Building-Zertifizierung vorbei. So entwickeln auch die größten heimischen Immo-Unternehmen Immofinanz und CA Immo ausschließlich zertifizierte Objekte.
Die Mehrkosten sind überschaubar. Die Zertifizierung kostet laut Bier „einige 100.000 €“, der Mehraufwand beim Neubau betrage fünf Prozent der Bausumme, sorge aber für eine bessere Vermietung und mache sich durch geringere Lebenszykluskosten bezahlt. Auch alte Bürogebäude würden zunehmend nachzertifiziert, dafür fielen ein bis zwei Prozent der Umbaukosten an.
Immobilien-Recycling
Auch Baustoffhersteller und Bauunternehmen setzen auf Green Building. Der Ziegel-Weltmarktführer hat mit der Wienerberger Sustainable Building Academy einen internationalen Studienlehrgang für nachhaltiges Bauen ins Leben gerufen, um den Nachwuchs zu fördern. Bei der Bilfinger Baugesellschaft mbH habe man die Erfahrung gemacht, dass ökologische Bauweise Voraussetzung für eine erfolgreiche Immobilienentwicklung sei, sagt Geschäftsführer Ludger Koch. Die Österreich-Tochter des deutschen Konzerns setzt auf Niedrigenerigebauweise – und auf Recycling. Daher bevorzugt Koch bei den Dämmstoffen mineralische Materialien statt Polystyrol: „Sie sind zwar teurer, aber haltbarer, feuersicherer und leichter zu separieren.“ Das gewährleiste beim Abriss einen höheren Wiederverwertungsgrad.
(Quelle: Wirtshaftsblatt, 20.09.2013, Andre Exner)