Existenzgefährdend wäre es wahrscheinlich nicht, eine schmerzhafte Zusatzbelastung aber allemal: René Benkos Immokonzern Signa Holding  will die Miete des Traditionsbetriebs Meinl am Graben um 100 Prozent erhöhen. Derzeit zahlt Meinl zwölf € pro Quadratmeter, hört man aus erster Hand. Bei einer Fläche von 2500 Quadratmetern macht das 30.000 € Monatsmiete. Signa will den Quadratmeterpreis auf rund 25 €, zumindest aber um den „Faktor zwei“ anheben. „Das entspricht dem Preis, der vom Lebensmitteleinzelhandel in dieser Lage verlangt wird“, so ein intimer Kenner des Falls Meinl.

 

Unternehmen wie Lebensmittelhändlern und Restaurants wird auf teuren Pflastern wie der Kärntnerstraße, dem Graben oder der Tuchlauben meist weniger verrechnet als Luxus-Geschäften wie Gucci und Konsorten. Die legen nicht selten bis zu 150 € pro Quadratmeter und Monat hin. Restaurants und Supermärkte könnten das niemals erwirtschaften, sind aber für die Kundenfrequenz und den entsprechenden Angebotsmix wichtige Bestandteile in Nobel-Shoppingmeilen.

 

Hohe Mehrkosten

 

Für Meinl am Graben, der derzeit über einen günstigen Altvertrag verfügt, macht das die Sache nicht angenehmer. Eine Erhöhung der Miete von 30.000 € auf 60.000 € monatlich würde sich mit 360.000 € Mehrkosten pro Jahr niederschlagen. 2012 hat das Unternehmen mit einem Vorsteuergewinn von 5,69 Millionen € zwar auf der Gewinnseite wieder einmal positiv aufhorchen lassen, in den Jahren davor lag diese Kennzahl aber nicht selten mit einer Million € und mehr im Minus.

 

Zur Sanierung des Eigenkapitals wurde 2012 seitens der Mutter Julius Meinl AG sogar finanzielle Unterstützung nötig.Der Geschäftsführer von Meinl am Graben, Herbert Vlasaty, will keinerlei Summen bestätigen, doch sieht er den Standort Am Graben 19 nicht gefährdet. Der Fall ist, nachdem sich das Landesgericht für Zivilrechtssachen und der Oberste Gerichtshof mit der Thematik befasst haben, mittlerweile bei der Schlichtungsstelle gelandet.

 

Gute Chancen

 

Vlasaty will einer Entscheidung nicht vorgreifen, doch sieht er gute Chancen für Meinl zu gewinnen. Mit einer raschen Entscheidung ist jedoch nicht zu rechnen. „Verfahren in der Schlichtungsstelle dauern in der Regel zwischen einem halben und 1,5 Jahren“, sagt Hanno Csisinko, Pressesprecher des Stadtratbüros für Wohnen, dem die Schlichtungsstelle untergeordnet ist. Ob das auch für den konkreten Fall gelte, könne man jedoch nicht sagen. Signa wollte sich zu dem Fall nicht äußern.

 

Quelle: wirtschaftsblatt.at