St. Pöltens Bürgermeister Matthias Stadler netzwerkt auf der Mipim sowohl mit internationalen Investoren als auch mit heimischen Bossen. Warum er dies anderen Stadtchefs auch empfiehlt, erzählte er Martin Putschögl.

 

STANDARD: Sie sind mittlerweile Stammgast auf der Mipim. Warum eigentlich?

 

Stadler: Ich besuche die Mipim, seit ich Bürgermeister bin, also seit zehn Jahren. Damals habe ich unsere Wirtschaftsaktivitäten verstärkt, unter anderem mit dem "Ecopoint" als Anlaufstelle für Betriebe, die in der Stadt expandieren wollen. Wir sind damit nicht nur auf der Mipim, sondern seit einigen Jahren auch auf der Expo Real in München. Und dank unserer Präsenz in den letzten Jahren hat sich einiges verändert.

 

STANDARD: Wissen die internationalen Investoren immer gleich, wo St. Pölten liegt?

 

Stadler: Früher haben wir dem internationalen Publikum tatsächlich noch erklären müssen, wo St. Pölten genau liegt. Mittlerweile sagen uns manche aber: "Ja, da haben wir uns eh schon etwas angeschaut." Da sind auch kleinere deutsche Firmen dabei, die sich in St. Pölten niederlassen und in Richtung Osten Geschäfte abwickeln wollen. St. Pölten hat ein größeres Stadtgebiet als Linz bei einem Drittel der Einwohner, wir sind flächenmäßig mehr als doppelt so groß wie Wels und auch größer als Salzburg. Wenn wir also etwas haben, dann ist das Fläche.

 

STANDARD: Kommen Sie mit vollem Terminkalender nach Cannes?

 

Stadler: Ich bin meistens nur einen oder zwei Tage dort, fahre deshalb immer mit vollem Terminkalender hin. Aber natürlich kommen neue Kontakte oft auch im Smalltalk auf einer Bootsparty oder sonstwo zustande. Zum Beispiel zu Garagenbetreibern - um nur eine Branche zu nennen, die in Cannes stark präsent ist. Von denen findet man alle internationalen Player auf der Mipim. Generell sind die Chefs alle dort - egal, ob das jetzt Einzelhandelsfilialisten, Versicherungen oder Developer sind. Und viele von denen wollen natürlich am liebsten gleich mit dem Bürgermeister reden. Deshalb ist es aus meiner Sicht notwendig, dass man persönlich dort ist. Denn sonst geht's wieder nur über drei Ecken, sonst müssen wieder mühsam Termine vereinbart werden. So gibt's gleich vor Ort das direkte Gespräch mit dem Bürgermeister. Ich treffe mich aber etwa auch mit dem Bürgermeister von Brünn. Der ist am Brünner Stand, da nützen wir also gleich die Gelegenheit für ein Treffen. Ein weiterer Vorteil dieser Messen ist, dass ich dort die ganze österreichische Szene zweimal im Jahr treffe, ohne dass ich mir unzählige Termine in Wien oder Salzburg ausmachen muss.

 

STANDARD: Heuer könnten Sie allerdings weniger Österreicher treffen, wegen der hohen Kosten bleiben manche fern. Sind die Kosten auch bei Ihnen ein Thema?

 

Stadler: Wir fahren diesbezüglich ein absolut vertretbares Programm. Wir haben keinen eigenen Stand, sondern sind Teil des Österreichstandes der Außenwirtschaft. Die Flüge kann man früh buchen, und zumindest meine Hotelkosten treffen uns auch nicht, denn ich werde als Bürgermeister vom Veranstalter Reed Midem eingeladen. Die Kosten sind also, wenn man einigermaßen geschickt ist, mehr als vertretbar - vor dem Hintergrund all der Kontakte, die man bekommt. Der Nutzen überwiegt die Kosten bei weitem.

 

STANDARD: Sie würden also auch der Stadt Wien empfehlen, wieder nach Cannes zu kommen?

 

Stadler: Früher war sie ja dort, den Rudi Schicker habe ich, als er noch Planungsstadtrat war, oft in Cannes getroffen. Momentan steht man in Wien aber offenbar auf dem Standpunkt, nicht so viel werben zu müssen. Wir sind davon überzeugt, dass wir werben müssen, und wir tun das auch. Ganz unabhängig von Wien bin ich allerdings immer wieder überrascht, dass nicht mehr österreichische Städte diese Plattformen nutzen. Weder Graz, noch Linz oder Salzburg sind auf den Messen vertreten.

 

STANDARD: Selbst auf der Expo Real in München stellen außer Wien keine anderen österreichischen Städte aus. Ein Fehler?

 

Stadler: Ja, denn der deutsche Markt ist einfach der wichtigste für uns. Und München wäre für manche - auch kleinere - Städte wirklich sehr nah. Mich wundert immer, dass wir es schaffen, dass auf der Tourismusmesse ITB in Berlin alle großen österreichischen Städte vertreten sind. Wir haben dort einen Stand mit Graz, Wien, Salzburg, Innsbruck, Bregenz, Eisenstadt und Klagenfurt. Und wenn wir das beim Tourismus zusammenbringen, warum geht das im Wirtschaftsbereich nicht? Wenn sich fünf oder zehn Städte zusammenschließen und gemeinsam auftreten, sind die Kosten überschaubar. Und die Präsenz Österreichs wäre eine deutlich bessere. Seit wir auf der Mipim sind, haben die Investoren St. Pölten auf dem Schirm. Wenn schon nicht aktuell für ein Projekt, dann vielleicht für eines in zehn Jahren. Wir haben uns da ein schönes Netzwerk aufgebaut, wo wir die Chefs kennen, mit denen auch dauerhaft Kontakt haben.

 

Quelle: DER STANDARD, 8.3.2014