Nichts, aber wirklich rein gar nichts erinnert beim Betrachten dieser Räume an klassische Büros. Vergebens sucht man nach langen, kahlen Gängen mit grau-weiß melierten Linoleum- oder Teppichböden oder langweiligen Büromöbeln in tristem Beige. Keine 08/15-Schreibtische weit und breit und auch keine anonymen Teeküchen, die sich hinter unifarbenen Türen verstecken. Die Gestaltung von Büros hat sich in den letzten Jahren innerhalb der Architektur zu einer eigenständigen Disziplin entwickelt. Unternehmen legen immer mehr Wert auf außergewöhnliche Standorte und die Innenraumkonzepte der Büros gewinnen dabei auch an Bedeutung. Die Autoren Sofia Borges, Sven Ehmann und Robert Klanten haben ihr neues Buch „WorkSpace – New Spaces for new Work“ den weltweit interessantesten Beispielen gewidmet.
Google gilt als Vorreiter in Sachen innvovativer Arbeitsplatzgestaltung.
Die prominenteste Vorzeigeadresse in dem neuen Band ist die „Google“-Zentrale im Londoner Stadtteil Covent Garden. Moderne Chesterfield-Sofas aus grauem Samt, kleine, bunt geblümte Beistelltische von Moroso, verspielte Lampenschirme mit Fransen in unterschiedlichen Farben und Hochflorteppiche im Streifen-Look. Die Einrichtung erinnert eher an eine Wohnung als an einen Arbeitsplatz. Google gilt nicht umsonst als Vorreiter in Sachen Arbeitsplatzgestaltung. Der amerikanische Konzern hat es geschafft in jedem Standort mithilfe von gestalterischen und witzigen Ideen Themen wie Spiel, Freizeit und Spontanität in die Bürowelt zu integrieren. Ohne dabei die Produktivität der Mitarbeiter zu beeinträchtigen. Im Gegenteil. Die entspannte Atmosphäre und ungewöhnliche Gestaltung sorgt für mehr Kreativität, effizientes Arbeiten und bessere Leistungen.
Private Gärten auf dem Dach sollen den grünen Daumen der Mitarbeiter fördern.
Das Konzept der Londoner Google-Vertriebszentrale stammt vom Innenarchitekturbüro Penson Group. Die Rezeption, der Fitnessraum, Cafés und Restaurants werden von großflächigen Fensterfronten umrahmt, die einen Panoramablick auf die Londoner Skyline gewähren. Die Büros wurden als eine Art kollektives Wohnzimmer entworfen, dies soll eine bessere Zusammenarbeit zwischen den Mitarbeitern fördern.
Insgesamt wurden 1250 Schreibtische und Sitzplätze untergebracht. Einige Zimmertüren wurden in Form von Luftschleuseneingängen eines U-Bootes gestaltet und mit der Aufschrift „Do not turn to open“ versehen. Eine hauseigene Bibliothek, eine bunte Turnhalle, Massage-Einrichtungen sowie ein Tanzstudio wurden ebenfalls untergebracht. Zusätzlich dazu entstand auf dem Dach ein Garten. Dieser soll die Mitarbeiter zu mehr Bewegung im Laufe eines Arbeitstages anregen. Auf der Terrasse wurden auch private Balkone eingerichtet, damit Angestellte ihren grünen Daumen entdecken und Kräuter, Gemüse oder Obst selbst anbauen.
Die Modemarke Hurley baute eine Skate-Halle für Mitarbeiter.
Bunte Grafiken zieren die Zentrale der berühmten Sportmodenmarke Hurley im kalifornischen Orange County. Die alte Industriehalle wurde komplett umgebaut. Das Konzept bricht mit der Monotonie und Routine eines Büroalltags und wurde von Adrian Nyman gestaltet. Die Personalküche wurde mit einem knalligen, geometrischen Streifenmuster aus Pastell- und Primärfarben ausgestattet. Ebenfalls vor Ort befindet sich eine voll ausgestattete Skatehalle mit Oberlichtern. Mitarbeiter sollen hier „Dampf ablassen“ und dabei gleichzeitig neue Produkte auf ihre Belastbarkeit testen können. Und damit nicht genug: Ein komplett eingerichtetes Musik-Studio soll das kreative Potenzial der Angestellten fördern.
Die Gestaltung von Büros scheint ihren zentralen Aufgabenbereich erkannt zu haben: die Unterstützung der Mitarbeiter. Denn ohne engagierte Arbeitnehmer kann selbst das beste Unternehmen der Welt nicht funktionieren. Die Beispiele in dem Buch „Workspace“ zeigen, wie wichtig ist es, abseits des Mainstreams neue Lösungen zuzulassen.
Quelle: (KURIER) ERSTELLT AM 09.03.2014, 07:00